- Verein steht vor immenser Herausforderung
- Kunstrasen soll gebaut und Clubheim verlagert werden
- Stadt Engen beteiligt sich mit kräftiger Finanzspritze
“Wir drehen an einem riesigen Rad”, beschreibt Holger Stich, Vorsitzender des Hegauer Fußballvereins (FV). “Was vor fast sechs Jahren in einer zweitägigen Klausur in Kirchen-Hausen als kaum vorstellbar begann, nimmt durch einen Beschluss des Gemeinderats nun konkrete Formen an. Das Sportgelände in Welschingen soll zum neuen Zentrum und zur Heimat des Hegauer FV werden”, schildert Stich, der früher selbst beim SV Welschingen kickte. Seit 2007 sind die Fußballer aus Welschingen, Binningen und dem VfR Engen samt Mitgliedern der jeweiligen Vereine zum Hegauer FV fusioniert. Ältere Mitglieder des VfR Engen waren damals entrüstet und kündigten die Mitgliedschaft. Während etliche von ihnen schon verstorben sind, blühte der Hegauer FV zu neuem Leben auf. “Wir haben heute an die 20 Jugendmannschaften und fünf aktive Teams. Das ist wohl im ganzen Bezirk Südbaden selten zu finden. Der Hegauer FV bildet 280 Jugendspieler aus, etwa einhundert davon in den jüngsten Altersklassen. Daher benötigt der Verein auch weitere Trainingsmöglichkeiten”, erklärt Stich.
Ein Argument, das auch bei der Engener Stadtverwaltung und dem Gemeinderat Gehör findet. So hat der Gemeinderat mit seiner einstimmigen Entscheidung die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auf dem Welschinger Sportgelände ein neuer Kunstrasenplatz gebaut wird. Die mit 1,17 Millionen Euro kalkulierten Gesamtkosten inklusive Grundstückserwerb sollen Stadt Engen, der Badische Sportbund und der Hegauer FV zu je einem Drittel tragen. Er soll die beiden vorhandenen Spielfelder, darunter ein Kunstrasenplatz, ergänzen. Es ist geplant, das stark sanierungsbedürftige Clubheim samt Sanitär- Umkleidetrakt zu einem reinen Funktionsgebäude umzubauen. Die voraussichtlichen Kosten von etwa 500 000 Euro will die Stadt Engen selbst übernehmen. Der ebenfalls sanierungsreife Kunstrasen beim Engener Hegaustadion soll stillgelegt und als Gewerbefläche verkauft werden. “Wir wollen ein neues Clubheim an zentraler Stelle bauen. Die Kosten werden sich wohl auf 150 000 bis 200 000 Euro belaufen, die wir weitgehend selbst tragen müssen. Insgesamt wird der Verein um die 500 000 Euro an den gesamten Maßnahmen selbst beisteuern. Das ist für uns ein riesiger Kraftakt. In einem langen Prozess und mehreren Abstimmungen bei Mitgliederversammlungen gab es die einmütige Entscheidung das Projekt 2020 in der vorgelegten Konzeption umzusetzen”, betont Stich. Auch das Clubheim im Engener Stadion samt integriertem Hegau-Restaurant, bei dessen Verpachtung es immer wieder Probleme gegeben hat, müssten umfangreich saniert werden.
“Der Hegauer FV und die Engener Stadtverwaltung haben in einem längeren Prozess intensiv über die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation gesprochen. Das Projekt ist eine große Herausforderung für den Verein, aber für alle Seiten eine gute Lösung”, erklärt der Engener Bürgermeister Johannes Moser. Er stellt dem Verein ein zinsloses Darlehen in Aussicht.
“Durch Einnahmen aus dem Betrieb des neuen Clubheims hoffen wir, das Darlehen möglichst schnell zurückzahlen zu können. Das alte Clubheim in Engen war ein Energiegrab. Wir setzen auch auf Eigenleistungen und Sponsoren. Der Verein arbeitet grundsolide, hat keine Schulden und konnte 2017 bei einem Jahresbudget von etwa 150 000 Euro mit einem Gewinn von 3000 Euro abschließen”, betont Vereinsvorsitzender Holger Stich.
“Voraussetzung für die Umsetzung des Projekts ist, dass die Eigentümer ihre Grundstücke verkaufen, auf dem der neuen Kunstrasenplatz gebaut werden soll”, so der Engener Hauptamtsleiter Patrick Stärk. “Wir sind guter Dinge, dass dies klappt.” Der Hegauer FV will vorwiegend mit eigenem Nachwuchs möglichst schnell von der Bezirks- in die Landesliga aufsteigen. “Bei den A- und B-Junioren spielen wir in der Landesliga. Das lässt für eine gute Zukunft hoffen. Ein Zugpferd des Vereins ist Damen-Mannschaft, die in der dritthöchsten deutschen Klasse, der Regionalliga Süd, spielt. Die beiden Damenteams haben aber sehr beengte Trainingsbedingungen”, so Stich.
Etwas Wehmut schwingt in den Ausführungen von CDU-Ratssprecher Jürgen Walschütz mit: “In Engen hat der Verein nie eine richtige Heimat gefunden. Der Führung des Hegauer FV gilt aber der größte Respekt, dass sie ein derart ehrgeiziges Projekt meistern will”, erklärt er. “Nach der gelungenen Zusammenführung der Vereine gibt es nun auch eine gemeinsame Sportstätte. Das verdient große Achtung”, so Gerhard Steiner, Sprecher der Unabhängigen Wählervereinigung.
von Albert Bittlingmaier, Südkurier 29.11.2018